Stone-Art-Projekt mit dem freischaffenden Bildhauer Wilfried Behre

Kunst im Knast - mit Hammer und Meißel

Der Künstler ist hier der einzige, der abends den Kurs auf freiem Fuß verlassen darf. Nicht, dass Bildhauer Wilfried Behre seinen Seminarteilnehmern Nachtschichten zumuten würde. Der Steinmetzkurs des Hannoveraners setzt sich vielmehr aus zehn Insassen der Justizvollzugsanstalt (JVA) Uelzen zusammen - und eben dort wird auch unterrichtet.
Als Basis für ihre Arbeit dienen den Gefangenen Hammer, Meißel und ein Stück versteinertes Wattenmeer, sogenannter Thüster-Sandstein. Die Werkzeuge werden morgens, mittags und abends gezählt - denn die Sicherheit muss gewährleistet sein. Passiert sei aber noch nie etwas, sagt Behre, der bereits zwei Kurse in der JVA Salinenmoor nahe Celle gegeben hat.
Die Situation der Insassen hat Einfluss auf die Motive.
Der Kurs findet im Hof, unter freiem Himmel statt. Und da fallen den Häftlingen ganz besondere Motive ein, erzählt Behre: "Im Gefängnis sind die Menschen in so einer speziellen Situation, dass sie auch leicht zu romantischen Motiven neigen." So hätten die Teilnehmer seiner früheren Kurse unter anderem ein Herz und betende Hände gestaltet.
Für JVA-Leiterin Sabine Hamann ist der Steinmetzkurs in ihrem Gefängnis etwas "Außergewöhnliches". Bei dem Kurs spielten Kraft, Durchhaltevermögen und das Umsetzen eigener Ideen eine große Rolle. "Das ist nicht so einfach", sagt Hamann.

Der Steinmetzkurs soll als Vorbereitung auf das Leben außerhalb der Gefängnismauern dienen. Einige Häftlinge machen in der JVA Uelzen eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner und können den Kurs als kleines Plus in ihrem Lebenslauf vermerken.
"Das Hauptwerk, das sind sie selber"Für Künstler Behre ist der Kurs aber noch viel mehr. Die Gefangenen seien dankbar, durch die konzentrierte Arbeit den Kopf frei zu bekommen und die Zeit zu vergessen. Den Stein selbst zu gestalten mache ihnen Mut: "Das Hauptwerk, das sind sie selber, dass sie selber Erfahrungen machen."